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28 Jul

Satt sein...

Veröffentlicht von E.lisa

Satt sein...

Es ist kurz vor Mitternacht,
im Lichtschein der Lampe liegt mein Enkelsohn ruhig und friedlich in den Armen seiner Mutter.
Sie ist müde, die Augen fallen ihr beinahe zu, und trotzdem blickt sie lächelnd auf ihren nun fast schon 24 Stunden alten Sohn.
Hier ist er nun, das neue Ästchen auf unserem Stammbaum,
ein frisches Blatt, noch völlig unbeschrieben und doch voll von AhnInnenenergien,
getragen von starken Wurzeln unseres Clans.
Wie er so daliegt, satt getrunken, friedlich und rund wirkt er wie ein kleiner Buddha, mit sich und der Welt im Reinen, glückseelig.
Ich muss an meinen Vater denken, wie sehr hätte er sich gefreut über den Urenkelsohn,
welch Wünsche und Hoffnungen hätte dieses Kind in ihm erweckt.

Leider ist er viel zu früh gestorben, mit 52, jünger als ich jetzt bin, 
er hat nicht viele seiner Enkelkinder und Urenkel erleben dürfen, und doch lebt er in Ihnen fort, in ihren Genen und in den Geschichten, die er uns erzählt hat und die für uns alle prägend waren.

Mein Vater stammte aus einer Arbeiterfamilie, arme Leut, die sich den Dreck unter den Fingernägeln nicht leisten konnten. Er hatte 16 Geschwister, meine Großmutter war eine Kriegswitwe, verdiente Geld indem sie für die Herrschaften Wäsche am Fluss wusch und mit den schweren Kohlebügeleisen glättete. 
Eine kleine ausgemergelte Frau, Mutter von 17 Kindern und allein in einem Haus das nur aus einem Raum bestand, mit Plumpsklo hinterm Haus. 
Ein paar Strohsäcke auf dem Lehmfußboden, einem wackeligen Tisch mit zwei klapprigen Sesseln und einem Tischherd, der den Raum kaum wärmte und auf dem, wenn mal was da war die kargen Mahlzeiten gekocht wurden, mit Ästen die die Kinder im Wald sammelten 
Sie hatte damals auch ihr Kind in ihren Armen liegen, ihr jüngstes, ein Mädchen, viel zu früh geboren, winzig klein, mit einem wunderschönen Namen : Margarete.

Meine Großmutter war so unterernährt, dass sie ihr Kind nicht stillen konnte, und Geld um Babynahrung zu kaufen war auch keines da, um das Kind warmzuhalten, bekam es ein Nestchen im lauwarmen Backofen, nur dort war es einigermaßen erträglich.
Mein Vater war 10 Jahre alt als seine kleine Schwester geboren wurde und der Mann im Haus, er musste Betteln gehen um die Familie zu versorgen und er hat auch gestohlen, erzählte er immer :
Die kleinen Erdäpfel vom Acker, die nach der Ernte liegen blieben oder Äpfel und Zwetschken, er war gut darin und schnell, er brachte immer was zu essen nach Hause.
Margarete war hungrig und zu schwach um zu schreien, sie wimmerte vor sich hin und Großmutter schickte meinen Vater zum Betteln zu den Bauern um Milch, dass es keine Säuglingsnahrung gab, brauch ich ja hoffentlich nicht erklären.

Und so ging mein damals 10-jährige Vater früh morgens, wenn die Bauern ihre Stallarbeit machten und die Kühe oder Ziegen molken, eine Runde durchs Dorf und fragte jeden um ein wenig Milch für seine Schwester. Und alle haben sie ihn verjagt, den ganzen Tag ging er durch die Straßen, kilometerweit zu allen Höfen im Umkreis, doch nirgends bekam er nur ein Schlückchen Milch.
Verständlich, warum sollten sie auch diesem Schmarotzer, der ihnen tagtäglich die Erdäpfel stahl, auch noch Milch dazu schenken ? 

Es war 22.00 Uhr als er müde, ausgelaugt und vor Anstrengung zitternd nach Hause kam , ohne Milch...und nur 3 Stunden später starb seine kleine Schwester in seinen Armen weil sie verhungert ist .
Er hat das nie überwunden, er gab sich immer die Schuld daran, dass er seine Schwester nicht retten konnte. 
Er konnte nie in seinem Leben normal einkaufen, immer hatte er ein Übermaß an Nahrungsmittel im Einkaufskorb und im Vorratsschrank, nie wieder , NIE WIEDER hatte er sich geschworen.

Er steckte jedem Bettler den er irgendwo sitzen sah Geld zu, er lehrte uns Gastfreundschaft :
" Wo für 5 Leut genug zu essen da ist , bleibt ein 6. auch nicht hungrig..." war sein Spruch.
Als im 56-iger Jahr die Ungarnflüchtlinge durch Österreich zogen, nahm er eine Frau auf, sie blieb bei uns, bis sie mit 99 Jahren im Kreise ihrer neuen Familie starb.

Er arbeite hart, und er arbeitet sich hoch, er ging zur Gewerkschaft , arbeite im Gemeinderat und half sein ganzes Leben  anderen Mitmenschen, dass sie einen Job bekamen oder irgendwie sonst  Unterstützung und Hilfe und er packte mit an, wenn´s darum ging jemand aus einer Not heraus zu helfen , sich selbst hat er nicht viel gegönnt und er war ein Sozialist und stolz darauf einer zu sein.
Was denn sonst, er hat es ja erlebt und gewusst, dass für alle genug da sein muss.

Ich liebe dich Papa und ich bin dankbar deine Tochter zu sein und deine Werte weiter zu leben und zu geben. 

 Es ist kurz nach Mitternacht,
im Lichtschein der Lampe liegt mein Enkelsohn ruhig und friedlich in den Armen seiner Mutter

....er ist satt  und Opa würde lächeln 

 


 

 

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